Antworten an Schmid-Gugler Brigitte

24. Januar 2017

Liebe Frau Gugler

Durch ein internes Missverständnis sind Ihre Fragen irgendwo hängen geblieben und ich stehe gerade eine halbe Stunde vor Abreise ins Ausland. Ich versuche trotzdem, Ihre Fragen mit einem Diktat kurz zu beantworten. Denn ich bin vor dem neuen Monat nicht zurück. Ihre erste Frage:

1. Frage: Wenn jemand, der noch nie von OCG gehört hat, Sie fragt, was denn das genau sei, was antworten Sie?

Antwort: OCG vermittelt das Bewusstsein, dass die ganze Menschheit ein miteinander verwobener Organismus ist. Jeder braucht den anderen, so, wie die Glieder unseres Körpers sich gegenseitig brauchen. Unabhängig von Religion, Philosophie, Wirtschaft, Sozialstand, Alter oder Herkunft, wir gehören alle zusammen und brauchen einander, egal, ob wir einander lieben oder nicht. Die OCG vermittelt dieses Bewusstsein und hilft in der Praxis, den Weg in dieses organische Miteinander in einem gemeinsamen Frieden zu finden. Den Weg, wo man sich nicht mehr gegenseitig verfolgt, quält, plagt und Kriege führt, sondern, wo man lernt, einander zu dienen, wie wir das als Mensch mit unserem eigenen Körper tun.

2. Frage: Auf Ihre Antwort sagt Ihr Gegenüber: "Ah, jetzt erinnere ich mich, Sie sind der mit den vielen Kindern. Man sieht sie alle zusammen auf Youtube-Filmen. Kommt mir ein bisschen amerikanisch vor."

Antwort: Wenn Sie diese Kinder kennenlernen, wird es Ihnen nicht mehr amerikanisch, sondern himmlisch vorkommen. Man sollte sich weniger an Quantität als vielmehr an Qualität orientieren.

3. Frage: Was unterscheidet Ihre Lehre von der Philosophie, vom Glauben anderer christlich orientierter Gruppierungen?

Antwort: Es ist das organische Gesamtverständnis. Überall herrscht Spaltung, Rechthaberei, allem voran Rechtgläubigkeit. Wir betonen die Rechtschaffenheit. Wir müssen zusammen das Rechte tun, nicht nur das Rechte glauben oder das Rechte vertreten. Man kann das Richtige vertreten und doch das Falsche tun. Das Zusammengehörigkeitsgefühl, über jede Religion und Kultur hinweg, bildet den Kern der Unterscheidung zwischen uns und vielen übrigen. Ich sage nicht 'allen', weil man das nicht überblicken kann. Ich erfahre aber Aussonderung und Spaltung, weil jeder nur immer selber recht haben will. Wir aber lernen von allen, sind aus allen zusammengesetzt und stossen niemand aus. Jede Gruppierung aus jedem Hintergrund, aus jeder Religion, aus jeder politischen Richtung oder wirtschaftlichen Richtung wird bei uns gehört und niemand zum vornherein verurteilt oder abgelehnt.

4. Frage: Tauschen Sie sich mit anderen Gruppierungen aus? Kennt man sich? Wissen Sie, wie andere Gemeinschaften aufgebaut sind?

Antwort: Ich war über Jahrzehnte mit nahezu jeder Denomination/Kirche oder Bewegung im engeren Kontakt. Zu Diensten wurde ich stets eingeladen und habe mich nie irgendwo selber empfohlen. Ich nahm auch über viele Jahre hinweg teil an Leitertreffen unterschiedlichster Bewegungen, Kirchen, Rehabilitationshäuser usw. Ich weiss bis ins letzte Detail, wie jede dieser Gruppierungen aufgebaut, gestaltet ist, was sie so tun und lassen. Genau aus diesem Wissen heraus ist auch die OCG, als Vorbild für alle, entstanden. Wir möchten nicht durch Rechthaberei oder Besserwisserei, sondern durch die Demonstration der Einheit mit allen beweisen, dass eine Einheit möglich ist und Spaltung nicht mehr sein muss.

5. Frage: Interessieren sich andere Bewegungen für Sie und Ihre Lehre?

Antwort: Die OCG besteht aus mittlerweilen ca. 200-300 verschiedenen geistlichen Hintergründen. Ich habe noch nie jemand aus seiner Kirche oder Bewegung gerufen. Wir fragen heute noch nicht einmal danach, wer welchem Glauben angehört. Wir kommen mit allen zurecht. Wir bilden alle zusammen einen Organismus und haben einen Weg gefunden, die man über jede Konfessions- oder Religionsfrage hinweg in völliger Harmonie und Einheit leben und wirken kann. Tausende von Menschen kommen aus den denkbar unterschiedlichsten Hintergründen zusammen und leben in einer praktikablen Einheit, ohne dabei die eigene Kirche oder Bewegung verlassen haben zu müssen.

6. Frage: Was muss ich mir unter dem Begriff 'Bemessung' vorstellen?

Antwort: Das ist genau der springende Punkt. Die OCG lehrt den Menschen, organisch zusammen zu leben, wie etwa ein Ameisenstaat, ein Bienenstaat oder ein Vogelschwarm zusammen funktioniert. Bemessung bedeutet das Erkennen-Lernen, das mündige Wahrnehmen eines vorhandenen, göttlichen Naturgesetzes. So, wie die Schildkröte weiss, wie sie direkt aus dem Ei das Meer findet, oder wie der Storch weiss, wie er sein Nest baut, oder irgendein Vogelschwarm weiss, wann seine Zeit zum Flug in den Süden gekommen ist, so gibt es auch ein Navigationsprinzip, ein Naturgesetz, das uns Menschen in gleicher Weise miteinander koordiniert und navigiert. Nur, dass wir ein weit höheres Navigationsprinzip kennengelernt haben. Wir reden also von Naturgesetzen. Bemessung meint, die Leute dahin führen, dass sie völlig unabhängig von menschlichen Meinungen - also auch von meiner Meinung! - selbständig heraus spüren können, wohin sie navigiert werden, wo ihr Platz ist, wo ihre Aufgabe ist, was das Mass ihres Wirkens ist usw. So, wie bei einem Bienenschwarm oder jedem anderen Schwarm jedes von selbst weiss, was es zu tun hat, lehren wir die Menschen die Mündigkeit, d.h. völlig autark aus sich selber zu funktionieren. Bemessung meint die gemeinschaftliche Feststellung, dass jemand diese Fähigkeit gefunden hat. Wann hat man getroffen? Dann, wenn eine hundertprozentige Übereinstimmung mit dem unmittelbaren Umfeld zustande gekommen ist. Wie bei einem Schwarm eben.

7. Frage: Ich habe in den Gesprächen, in den letzten zwei drei Wochen immer wieder vom Modell der Hauskreise gehört. Wie ich lese, gibt es auch in Ihrer Organisation Hauskreise. Wie funktionieren diese und wie organisieren die Leute sich untereinander?

Antwort: Das ist eine falsche Annahme. Es gibt keinen einzigen Hauskreis in der OCG. Es gibt nur Familien. Wir sind ein internationales Familienhilfswerk. Wir stellen den Lauf, die Harmonie, die Funktionstüchtigkeit der einzelnen Familien oder Ehen wieder her. Alles, was darüber hinaus ist, ist nicht einem klassischen Hauskreis oder irgendeiner anderen Organisation vergleichbar. 'Die neue Welt beginnt zuhause', lautet unser Slogan. So, wie im allgemeinen Leben in der Welt jede Familie ihren Hobbies oder Unternehmungen oder Interessen nachgeht, so treffen sich für gemeinsame z.B. Bücherproduktionen (meine zwanzig Bücher sind alle unentgeltlich), oder anderen Produktionen, weil alle unsere Produkte unentgeltlich sind. Aber jemand muss sie halt herstellen. Zu diesen Produktionstagen treffen sich verschiedenste Familien und gehen wieder an ihren Ort zurück.

8. Frage: Wem kann in Ihrer Organisation geholfen werden?

Antwort: Jedermann, der bereit ist, an sich selber zu arbeiten und die Veränderung der Welt bei sich selber zu beginnen. Wir können jedem helfen, der bereit ist, sich helfen zu lassen. Und wer Bedarf sieht, dass er überhaupt Hilfe braucht. Nicht helfen können wir z.B. Medienschaffenden, die ganz mutwillig nur Negatives suchen, weil dies ihr Fokus ist, von dem sie nicht abweichen wollen.

5. Frage: Wem kann in Ihrer Organisation nicht geholfen werden?

Antwort: Das war sie eben.

6. Frage: Was würden Sie mir antworten, wenn ich Ihnen sagen würde, 'Ich fühle mich ohnmächtig angesichts der wachsenden rechtsradikalen, populistischen Strömungen in Europa und weiss nicht mehr, was ich wem glauben soll.?

Antwort: Meine vorangegangenen Antworten haben diese Frage geklärt. Wir kommen mit sämtlichen Richtungen zurecht. Von ganz extrem links bis ganz extrem rechts und Mitte, einfach allem und überall. Sie müssen aber erkennen, dass es keine Richtung gibt, die nicht ihre Abweichler hat. Das werden Sie bei den eigenen Mitarbeitern in Ihrem Betrieb feststellen. Überall sind da und dort Menschen, die Stunk machen, die ins Extrem gehen.

Man macht aber dadurch nichts besser, indem man diese einfach verurteilt, verunglimpft oder gar verleumdet. Wir müssen mit denen, die dazu bereit sind, die dazu reif sind, das Bessere vorleben. Nur so können sich andere orientieren und Korrektur finden. Wir geben nie das weiter, was wir bloss sagen, wir geben immer weiter, was wir selber sind. Ein Beispiel: Wenn ich Mumps habe und sage zu Ihnen, „Ich habe Röteln“, werde ich Sie deshalb doch mit Mumps und nicht mit Röteln anstecken. Verstehen Sie? Wir müssen etwas Neues, Besseres sein. Und dann fürchten wir uns auch nicht vor all diesen Extremen. Diese wird es immer geben, bis etwas Neues entsteht, nach dem auch diese Menschen Lust bekommen zu leben. Dies sehen wir als Auftrag der OCG. Besseres Vorleben, nicht nur besseres Sprechen. Nicht Rechtgläubigkeit, sondern Rechtschaffenheit.



Nächste Frage: Wie haben Sie selbst Ihre Erleuchtung erfahren?

Antwort: Lesen Sie mein Buch „Herr der Wandlungen“, dies würde Ihnen sehr viele Fragen – eigentlich alle Fragen – beantworten. Meine Zeit ist leider abgelaufen, ich muss ins Flugzeug. Auf dem Netz können Sie das Buch innert zwei Stunden als Abendlektüre lesen. Tun Sie das, aber bitte beten Sie vorher, dass Sie auch verstehen, wie ich das meine. Gehen Sie nicht mit Vorurteilen ran, sondern erwarten Sie von Gott, dass er Ihnen zeigt, wie das Ganze gemeint ist.



Nächste Frage: Was denken Sie, sind die grössten Missverständnisse auf der Welt?

Antwort: Ich denke es ist die Sichtweise, dass wir nicht einfach als Ego-Individualisten zurechtkommen können. Jeden Morgen, wenn Sie aufstehen, werden Sie von etwa zwölf oder zwanzig Nationen bedient. Alles, was Sie benutzen, kommt aus irgendeinem Land wie China oder Bangladesch, Italien oder was weiss ich was. Das grösste Missverständnis liegt darin, dass wir nicht erkennen, dass wir ein zusammengehörender Organismus sind. Wer immer dem anderen schadet, schadet sich darum selbst. Weil diese Sichtweise verlorengegangen ist, drückt jeder seinen Kopf durch und wendet das Prinzip der Gewalt an, statt der organischen Zusammengehörigkeit. Wir müssen einander behandeln über alle Religionen weg, über alle politischen, wirtschaftlichen und kulturellen und sozialen Probleme hinweg, wie wir als Menschen unsere eigenen Körperorgane, unsere Glieder behandeln.



Letzte Frage: Wie viele Menschen folgen Ihrer Lehre?

Antwort: Ich denke, es geht in die Zehntausende. So, nun muss ich einsteigen. Ich habe mein Bestes gegeben und hoffe, wir trinken hinterher mal einen Kaffee zusammen, weil wir Frieden haben, gemeinsamen Frieden über Ihrem Bericht. Gott segne Sie.



In Liebe, Ivo Sasek